Wie war das gleich mit den Eiern und dem Cholesterin? (Teil 2)

Eines gleich vorweg: Cholesterin ist lebensnotwendig. Cholesterin wird für den Aufbau von Zellmembranen und als Vorstufe für wichtige Wirkstoffe des Körpers benötigt. Das Cholesterin kommt nur in tierischen Produkten vor, unter anderem in hohen Konzentrationen im Eigelb. Neben der Funktion in Zellmembranen ist es auch Bestandteil von Gehirn und Nerven oder als Vorstufe für Hormone, Vitamin D oder Gallensäuren von Bedeutung. So besteht alleine die Gehirnmasse zu 17 % aus Cholesterin.

 

Wird Cholesterin über die Nahrung aufgenommen, so wird 25 – 45% davon im Dünndarm absorbiert. Einen Einfluss auf eine geringere Absorbierbarkeit hat z.B. die Menge an aufgenommenem Cholesterin oder der Anteil gesättigter Fettsäuren. Ebenfalls haben genetische Veranlagungen einen Einfluss. Die pro Tag vom Dünndarm aufgenommenen 300 – 500 mg Cholesterin werden in der Darmwand in Chylomikronen (Lipoproteine) verpackt und zur Leber transportiert.

 

Gerade die Leber ist darüber hinaus in der Lage, selbst Cholesterin zu produzieren, etwa 500 – 1500 mg pro Tag. Etwa 800 mg werden durch Darmmikroben abgebaut. Insgesamt ist das Cholesterin in einen komplizierten Kreislauf von Aufnahme, Synthese, Umbau, Verlagerung, Abbau und Ausscheidung involviert. Wichtig ist, dass bei einem gesunden Menschen die absorbierte (über die Darmwand aufgenommene) Menge an Cholesterin die Eigensynthese bestimmt, d.h. wenn viel Cholesterin über die Nahrung aufgenommen wird, wird die Produktion von körpereigenem Cholesterin gedrosselt, damit der Cholesterinspiegel nicht ansteigt.
Bei etwa 20 % der Bevölkerung aber funktioniert dieser Mechanismus nur eingeschränkt.

 

Eine der häufigsten Erkrankungen in Deutschland ist die Arteriosklerose, ein Sammelbegriff für anfänglich nicht entzündliche Veränderung der Arterien. Folgen können Herzinfarkt, Schlaganfall oder koronare Herzkrankheit sein. Früher wurde der übermäßige Verzehr von Fetten und Cholesterin als hauptursächlich verantwortlich für derartige Krankheiten angesehen, heute geht man davon aus, dass die Nahrung nur eine untergeordnete Rolle spielt.

 

Warum wurde aber das Cholesterin als Ursache ausgemacht? Oft beruft man sich auf Tierversuche mit Kaninchen, denen man Cholesterin über die Nahrung verabreicht hat und deren Blutcholesterin sich daraufhin um 200 – 3000 % erhöhte. Da Kaninchen Pflanzen-, Menschen aber Allesfresser sind, ist ein wirklicher Vergleich nicht möglich, da Pflanzenfresser auf Cholesterin in der Nahrung um ein vielfaches stärker in Bezug auf die Blutkonzentration reagieren. Wie bereits erwähnt, ist Cholesterin in tierischen Produkten zu finden, welche von Pflanzenfressern nicht verzehrt werden, weshalb kein Regulationsmechanismus nötig ist. Affen bspw. reagieren auf eine hohe Zugabe von Cholesterin in der Nahrung nur mit einem Anstieg der Blutwerte um 22 %.


Versucht man nun, einen hohen Cholesterinspiegel durch seine Ernährung zu erniedrigen, kann es bedingt durch den Stress der Ernährungsumstellung tatsächlich zu einem Anstieg kommen.

Von Milch und Ei ist inzwischen bekannt, dass sich Gesamt- und LDL-Cholesterin im Blut nicht erhöhen, es zum Teil sogar positive Auswirkungen auf die Blutfettwerte gab. Es gibt noch etliche weiterführende Informationen über aktuelle Studien und Ergebnisse, die sehr interessant, hier aber bedeutend zu weit führend wären.

 

Allen Interessierten sei der folgende Link empfohlen, der als Grundlage dieses Artikels diente.

http://www2.uni-jena.de/biologie/ieu/DOWNLOAD/Infodienst_02-04

 

 

Eine Erklärung über die verschiedenen Formen und Funktionen von Cholesterin bietet der folgende Link.

https://www.euroclinix.net/de/hoher-cholesterinspiegel/cholesterin-arten

 

Zum Schluss sei noch auf die Ergebnisse einer Studie des Biomedical Research Center der University of Surrey (Baton Rouge, Louisiana) verwiesen. Untersucht wurden 152 übergewichtige männliche und weibliche Probanden über einen Zeitraum von 8 Wochen hinsichtlich Gewicht und Cholesterinspiegel. Aufgeteilt wurden sie in drei Gruppen: die erste aß alles, was sie wollte, die zweite 2 Eier zum Frühstück, die dritte Bagels. Die Gruppe der Eieresser hatte am Ende der Studie 65 % mehr an Gewicht und 35 % mehr an Bauchfett verloren als die Testgruppe der Bagelfrühstücker. Es gab aber keine negativen Auswirkungen auf den Cholesterinspiegel. Als Grund wurde angegeben, was bereits zu Beginn des Textes erwähnt wurde; dass, wenn viel Cholesterin mit der Nahrung zugeführt wird, der Körper die eigene Produktion drosselt. Bruce Griffin, Stoffwechselexperte der englischen University of Surrey, rät grundsätzlich: „Wer seine Blutwerte bereinigen wolle, soll lieber abnehmen, Sport treiben oder mit dem Rauchen aufhören.“

 

 

Zusammenfassen können wir also sagen, dass nach derzeitigem Stand der Wissenschaft der Verzehr von Eier hinsichtlich des Cholesterinspiegels wenigstens für die meisten Menschen vermutlich unbedenklich ist.