Stimmt es, dass Hühner, die mit Fischresten gefüttert wurden, Eier legen, die nach Fisch stinken?

Vor nicht allzu langer Zeit kam es ab und an vor, dass man ein Ei erwischte, das einen unangenehmen Fischgeruch auswies. Früher führte man dies auf die Fütterung mit Fischresten beziehungsweise bei großen Betrieben auf die Fütterung mit Fischmehl zurück. Die Ursache aber liegt nicht nur in der Fütterung der Hennen:
Bei „Braunlegern“ kommt es, unabhängig vom Alter der Eier, vor, dass durch einen Gendeffekt das Molekül Trimethylamin (TMA), welches sich auch in verwesendem Fisch findet, ins Eidotter gelangt und dort den typischen fischigen Geruch hervorruft. TMA kann im Darm einer Henne entstehen, wenn dort natürlich vorkommende Enterobakterien bestimmte Stoffe aus dem Hühnerfutter umwandeln. Normalerweise besitzt die Henne ein Enzym, welches das TMA oxidiert. Dieses TMA-Oxid wiederum ist geruchsneutral und somit riecht auch das Ei nicht. Manchen Braunlegern fehlt nun dieses Enzym, sodass TMA nicht oxidiert werden kann – dabei handelt es sich dann um die sogenannten „Tainter“-Hennen, welche das TMA nicht anders loswerden können als über die Anreicherung in den Eiern.
Betroffen sind z.B. Futtermittel, die TMA oder Vorläufer von TMA enthalten. Dies trifft nun z.B. auf das bereits erwähnte Fischmehl zu, aber auch auf Raps, der mit Cholin und Sinapin zwei Vorläuferstufen von TMA enthält. Daneben gibt es aber auch sogenannte Inhibitoren der TMA-Oxidase (Goitrin und Sinapin – in Raps, Tannine – in Hirse). Inhibitoren sind einfach gesagt Moleküle, die die Funktion eines Enzyms, hier die TMA-Oxidase, die das TMA geruchsneutral macht, beeinträchtigen: z.B., indem sie, weil sie ähnlich wie TMA gebaut sind, an die TMA-Oxidase binden und so das tatsächliche TMA nicht mehr oxidiert werden kann, weil das Enzym blockiert ist – und damit riechen die Eier nach Fisch.
Sollten solche Futtermittel also einfach nicht mehr verwendet werden? Ganz so einfach ist es nicht, denn wie gesagt, sind ausschließlich Braunleger und hier nur wenige mit dem Gendeffekt betroffen. Theoretisch lassen sich diese Hühner auch mittels eines Gentests finden. Außerdem ist das Futtermittel vielleicht eigentlich besonders gut geeignet – weil es z.B. ansonsten sehr wertvoll, umweltschonend oder einfach leicht für den Landwirt zu erhalten ist.